Experten oder Prozessberatung

Experten- vs. Prozessberatung

Coaching als Prozessberatung

Expertenberatung ist eine Form der Beratung, die auf "sicherem Fachwissen" ruht - also überall dort sinnvoll ist, wo es um die "harte, objektive" Wirklichkeit geht. Also die Wirklichkeit unabhängig von der Art und Weise der Betrachtung und Ihrer Deutung ist. Ein Experte ist dann richtig, wenn der Klient einen genau definierten Informationsbedarf hat und das Problem "fachlicher" Art ist.

Prozessberatung beruht auf der Annahme, dass weder Klient noch Berater den genauen Bedarf kennen. Der Berater hilft dem Klienten diesen Bedarf zu ermitteln. Die Ziele des Coachings werden ermittelt. Im Anschluss werden zielweisende Handlungsoptionen ermittelt, welche immer vom System des Klienten (Organisation, Feld, Ressourcen, Fähigkeiten) abhängig sind und so niemals in Form von Tell-and-Sell-Anweisungen gegeben werden können.

Der Coach ist hier Experte für "weiche" Wirklichkeiten und den notwendigen Such- und Findungsprozess, also den Prozess inclusive seiner Hindernisse und die Beseitigung dieser.

Weitere Gegenüberstellungen und Integrationen, die für Sie interessant sein könnten:

Coaching-Konzept

Mein Verständnis von Coaching

Wenn Wachstum und Entfaltung behindert werden

Obwohl wir alle den Wunsch nach Entwicklung und Wachstum in uns tragen, gibt es immer wieder konflikthafte Zeiten, in denen wir zwar den Drang zur Veränderung spüren, jedoch in Anhaftung an alte Begrenzungen und Überzeugungen fest stecken.

Potentialorientiertes Coaching

... wendet sich verborgenen Potentialen zu, betrachtet systemisch die Möglichkeiten zur Überwindung eventueller Hindernisse und (er)findet Lösungen.

Coaching ist für mich immer eine Begleitung von Menschen in Wandlung. Zentral im Sinne der Potentialorientierung ist somit eine Ermächtigung (Empowerment) des Menschens und seiner notwendigen Fähigkeiten um aus der alten Haut heraus in eine neue hinein zu wachsen.

Vielfältige, komplexe Einflüsse 

Die Einflüsse auf den Menschen im Beruf sind komplex. Team, Familie, Organisation, Markt wirken jeden Tag auf die Ergebnisse und die dabei erlebte Freude im Arbeitsleben ein. Das Erleben dieser Einflüsse ist Teil der Wirklichkeitskonstruktion des Einzelnen, welche im Coachingprozess erlebbar und bewusst werden kann. Verantwortungsübernahme für die eigene Wirklichkeitskonstruktion, d.h. auch sich selbst wieder als Gestalter seiner Welt zu verstehen, führt meist zu einer Förderung des autopoitetischen Prozess.

Mehr Artikel zu Coaching-Konzept und -Methoden

Coaching oder Therapie?

Stehen auch Sie vor der Frage: Coaching oder Therapie?

Neben diversen Auseinandersetzungen und gegenseitigen Abwertungen zwischen den beiden Schulen gibt es auch immer mehr Kollegen, die in der Integration beider Verfahren und Weltkonstruktionen Vorteile sehen. Vele Klienten beschäftigt die Frage: Coaching oder Psychotherapie? Diskursives Denken in Entscheidungsalternativen denkt oft nicht an die Möglichkeit, dass es ja auch beides geben könnte (oder etwas ganz Anderes).

Dieser Artikel beschäftigt sich mit einigen der auftauchenden Fragen und möchte Anregung sein, das eigene Anliegen besser erkennen zu können. 

Eine Frage der Abrechnung

Coaching ist meist steuerlich absetzbar. Psychotherapie kann durch Krankenkassen und -versicherungen finanziert werden, im Falle einer selbst bezahlten Therapie jedoch nur in sehr engen Grenzen steuerlich absetzbar (Stichwort: außergewöhnliche Belastungen).

Eine Frage der Verantwortung

Bei Vorliegen einer psychischen Störung mit Krankheitswert gibt es eine ethische Verpflichtung den Betroffenen einer entsprechenden Behandlung zuzuführen.

Der Versuch einer Gegenüberstellung

Im Folgenden einige klassische Unterscheidungsmerkmale zwischen den beiden Bereichen Coaching und Psychotherapie.

Coaching

Psychotherapie

Gemeinsamkeiten

Anwendung reflektierender, psychologisch wirksamer Verfahren.
Arbeitsbeziehung, die auf gegenseitigem Vertrauen und Akzeptanz ruht.
Berater ist Prozess- und Beziehungsexperte, jedoch kein Fach-Experte.
Das Verständnis der Erlebniswelt des Klienten steht im Mittelpunkt.
Bedingungsfrei wertschätzende, emphatische und kongruente Haltung des Berater.
Ziel ist erhöhte Kompetenz zur Problembewältigung durch Wahrnehmung, Flexibilisierung.

Unterschiede

Beratungsverfahren, in dem primär Probleme der Arbeitswelt thematisiert werden. Behandlungsverfahren von Störungen und Symptomen mit Krankheitswert.

Hohe Selbstmanagementfähigkeit des Klienten ist Voraussetzung.
Klient könnte auch alleine zurecht kommen, sucht jedoch Unterstützung eines Spezialisten.

Symptome, Eingeschränktes Selbstmanagement, verminderte Selbstwirksamkeit, Selbstwertproblematiken.
Klient sucht (und braucht) Unterstützung in der Lebensbewältigung.

Coach Ergänzungsfunktion für fehlende Aussenperspektive und Expertentum.

Therapeut Ersatzfunktion für nicht ausreichende oder überforderte persönliche Beziehungen.

Probleme rund um die Arbeit, Leistungsfähigkeit, Beruf, Karriere usw. Kann mit privaten Anliegen und persönlichen Schwierigkeiten zusammenhängen, Ausgangspunkt ist aber die "Berufspersönlichkeit" und die daraus entstehenden Anliegen. Konflikte und Störungen, die mit Liebe, Ehe, Sexualität, Familienbeziehungen, Freundschaft, Liebe zu sich selbst bzw. mit dem Selbstwertgefühl zu tun haben (einschließlich der somatisierten Ausdrucksformen solcher Konflikte).
Aktuelle, überschaubare und benennbare Themen und Konflikte. Konflikte teils unbewusst - werden erarbeitet.
Klare, explizite Ziel- und Auftragsbestimmung. Komplexe, teils globale Problem- und Zielräume.
Geringe bis mittlere emotionale Tiefe. Keine Begrenzung.
Regelmäßige Überprüfung der Zielannäherung. Fokussierung auf Teilbereiche der Persönlichkeit. Zielannäherung auch durch weiche Faktoren - Befindlichkeit, Symptome ...
Kurz- bis mittelfristige Prozesse. Eher mittel- und langfristige Prozesse. Möglichkeit der ursachenorientierten Analyse möglich.
Primär zukunftsorientiert. Neben der Lösungsorientierung liegt auch die Bearbeitung vergangener Themen und Erlebnisse im Fokus, insofern diese im aktuellen Leben Hindernisse darstellen.
Coaching zielt auf Leistungsoptimierung und –steigerung. Psychotherapie zielt auf die Linderung von Leid.
Personalentwicklung betrifft die Person in ihren Arbeitsbezügen, also in ihren Rollen und Funktionen innerhalb einer Arbeitsorganisation mit dem Ziel einer größtmöglichen Arbeitseffektivität. Persönlichkeitsentwicklung betrifft die Person in ihrem Lebensganzen mit allen intimen, offenen und verdeckten, bewussten und unbewussten Erlebnisanteilen mit dem Ziel einer größtmöglichen Gesundung und Reifung der Persönlichkeit.
Die Welt des Handelns steht im Mittelpunkt. Das In-der-Welt-Sein steht im Mittelpunkt.
Oftmals „Einstieg“ in die Welt der Beratung - wer zum Coach geht, zählt zu den Erfolgreichen - Einstiegsbarriere deutlich niedriger. Zum Arzt wegen körperlicher Gebrechen zu gehen ist für alle normal. Der Psychotherapie haftet gesellschaftlich immer noch ein Stigma an – wer zum Therapeuten sieht sich selbst als krank und hilfsbedürftig - davor schrecken viele zurück.
Setzt Fach- und Businesswissen beim Coach voraus. (Unternehmenswelten, Organisationen, betriebswirtschaftliches Know-How). Setzt fachliches Wissen über Psychodynamik, Störungen, Entwicklungspsychologie voraus.
Stellt sich im Coaching heraus, dass ein Klient therapiebedürftig ist, so muss der verantwortungsvolle Coach an entsprechende Stellen weiter verweisen. Fehlen dem Therapeuten eigene Erfahrungen in der Unternehmens- und Businesswelt, so können manche Themen für Ihn schwer zu erfassen sein.
Mangelndes psychotherapiespezifisches Fachwissen kann essenzielle Konflikte übergehen (u.U. mittel- bis langfristige Folgen bei kurzfristiger Verbesserung). Durch „Psychologisierung“ und Konzentration auf intrapersonelle und interaktionelle Aspekte können Konflikte auf institutioneller Ebene „übersehen“ werden – die Entwicklung der Organisation kann auf der Strecke bleiben.

Art und Schwere der Betroffenheit (Symptome) entscheidend

Letztendlich entscheidet die Art und Schwere der Betroffenheit bezüglich bestimmter Lebensumstände über Coaching oder Psychotherapie.

Erläuternd hierzu: Stellen wir uns eine auslösende Situation vor. Die Schließung der eigenen Abteilung im Betrieb. Anstehende Entlassung oder interne Versetzung.

Ein Betroffener sieht in der anstehenden Veränderung eine Aufforderung und Chance für weitere Entwicklung. Relativ entspannt möchte er sich Gedanken über seine berufliche Zukunft Gedanken machen und sucht dazu einen kompetenten Ansprechpartner. Hier wäre ein Coaching völlig ausreichend.

Die gleiche Situation kann sich einen anderen Menschen völlig anders darstellen. Die anstehende Schließung z.B. gleichbedeutend mit dem "Ende der Welt" verarbeitet werden. Jahre engagierter Arbeit stehen "vor dem Abgrund", Symptome entwickeln sich, Existenzängste und ständiges Grübeln, evt. sogar Schlafprobleme stellen sich ein. Die Betroffenheit ist ungleich höher und wahrscheinlich wäre hier eine psychotherapeutische Behandlung angemessen.

Am Wichtigsten für Ihre Entscheidung ist Ihr Gegenüber!
Sowohl Coaching als auch Psychotherapie sind Verfahren, die in Beziehung stattfinden.
Überall dort, wo Sie eine qualitativ "andere" Beziehung zu einem Menschen eingehen, wird Veränderung angestossen.

Komplexität im Berufsleben führt zum Zusammenbruch gewohnter Muster

Komplexität im Berufsleben - Coaching plus Therapie

Ist das die Lösung?

Immer mehr verschwimmen die ehemals klassisch unterschiedenen Bereiche und Aufgaben von Coaching und Therapie. Wo Coaching eher zielorientiert arbeitete, sich auf umgrenzte Aufgaben und Problemstellungen konzentrierte, wo sich Coaches aktiv von der Therapie abgrenzten, entstehen heute immer mehr Aufgabenstellungen, die über das hinaus gehen, was ein Coach oder ein Therapeut jeweils einzeln leisten konnte und wollte.

......................................................................................................................

Zur Überarbeitung markiert

Dieser Artikel ist nun schon etwas älter und wartet auf Ergänzungen.
Prinzipiell stellt er aber wichtige Aspekte bereits dar und bleibt daher zunächst in dieser Form bestehen.

Bis ich wieder Zeit finde.

......................................................................................................................

Wenn der Arbeitsplatz zur Bühne wird

Durch sich ständig ausweitende Belastungen im Beruf und dessen Bedeutung für die Lebenszeit kann dieser immer mehr zu einer Bühne und einem Austragungsort für Themen und Probleme werden, welche Ansätze erforderlich machen, die über ein Coaching im engen Sinne hinausgehen.

Wachsende Belastung durch Komplexität, Wettbewerb und eigene Grenzen

Vereinfachend dargestellt führen wachsende Belastung durch Komplexität, wirtschaftlichen Druck und oft langjähriges Leisten über eigene Grenzen hinweg dazu, dass Menschen an die Grenzen des gewohnten Funktionieren stoßen. Grundlage hierfür ist meist eine Störung im persönlichen Energiehaushalt – die Bilanz ist nicht mehr ausgeglichen. Psychische Energie und Spannung stehen nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung um das gewohnte Funktionieren aufrecht zu halten. Das Selbst-Verständliche wird zur Ausnahme.

Wenn die Bedeutung der Arbeit immer weiter zunimmt

Der Beruf wird zum zentralen Lebensraum, in dem Menschen einen Großteil ihres Lebens verbringen; um den herum ein Leben gestaltet wird. Mobilität und Arbeitszeiten, Karriereansprüche beider Geschlechter und viele weitere Faktoren führen zu einem Verlust stützender sozialer Felder. Menschliche Bedürfnisse, die früher außerhalb der beruflichen Tätigkeit ihren Platz hatten, reichen nun in die Unternehmen hinein.

Beschäftigungspolitik, Einseitigkeit der beruflichen Förderung und Weiterbildung auf leistungsfördernde statt persönlichkeitsentwickelnde Felder, die Ellbogenmentalität bei steigendem wirtschaftlichem Druck und vieles mehr führen zum Verlust eines menschlichen Zusammenseins im Beruf. Misstrauen und Angst steigen; die in erfolgreichen Zeiten gemeinsam erfolgreichen Kollegen kämpfen plötzlich nicht mehr miteinander, sondern gegeneinander ums Überleben.

Wenn Gefühle am Arbeitsplatz überhand nehmen

Plötzlich sieht man sich im beruflichen Umfeld mit Problemen konfrontiert, die eher an Verhaltens- und Erlebensweisen von Kindern erinnern. Plötzlich tauchen Trotz und Aggressionen auf, oder Unlust, Leistungsverweigerung, Ängste, Panikgefühle und vieles mehr, was die gewohnte Funktionsweise und den gewohnten Umgang mit sich selbst und das schwer erarbeitete Gleichgewicht zu stören droht oder sogar zerstört.

So kenne ich mich nicht

Es entsteht eine starke Dissonanz zwischen dem Gewohnten, meist über lange Zeit nur noch mühsam aufrecht erhaltenen Selbstbild und der Art und Weise, wie sich das Selbsterleben plötzlich verändert. Gefühle treten plötzlich da auf, wo es keine Gefühle geben darf. Da, wo die meisten von uns funktionieren wollen und auch müssen.

Den Umgang mit diesem, oft recht überraschenden, "Sich-Nicht-Mehr-Erkennen" und den einhergehenden Gefühlen erfordert viel prozessorientierte Arbeit. Eine Arbeit, bei der zwar Ziele benannt werden können, und die sich auch immer an der Erreichung dieser Ziele messen lassen muß, die aber keinen vorgezeichneten Weg gehen kann, die sich an dem Prozess der sich entfaltenden Persönlichkeit orientieren muss. Und all dem, was damit im Zusammenhang steht.

Weil sie zum Mittelpunkt nicht das zu erreichende Ziel hat, sondern den sich ständig wandelnden Menschen. Die zentrale Frage lautet nun nicht mehr „wie stelle ich mich dar?“ sondern „wie lasse ich mich sein?“. Dort, wo ich mich wieder sein lassen kann, da erreiche ich eine Leistungsfähigkeit, die auf einem tiefen „Ja“ zur eigenen Identität und Tätigkeit beruht. Wo der Beruf zur Berufung werden kann, weil ich mich selbst dort sein lassen kann.

Dieser Ansatz erfordert in vielen Teilen ein radikales Umdenken und erleichtert durch die Orientierung an dem Prozess zugleich einen ganz anderen Umgang mit den sich immer komplexer entwickelnden Organisations-Systemen, die durch wachsende Komplexität den Menschen in neuen Bereichen beansprucht. In Bereichen, die weit über das hinausgehen, was die klassische Führungskraft und das klassische Unternehmen bisher definierten.

Die Förderung der Kompetenzen im Umgang und der Akzeptanz eigener Komplexität erhöht automatisch die Kompetenzen im Umgang mit komplexen (äußeren) Systemen (Team, Organisation, Markt). In gewissem Maße werden die Unternehmen mit wachsender Komplexität menschlicher und regen so wieder den Menschen an, seine ihm innewohnende Komplexität an zu erkennen. Äußerer Wandel erfordert inneren Wandel.

In diesem Sinne versuche ich in meiner Arbeit Aspekte aus beiden Bereichen zusammen zu führen. Die Welten des Coachings und der Psychotherapie mehr und mehr zu integrieren, anstatt den Schulenstreit der Altvorderen fortzuführen.

 

(Update: 25.05.2014)

Wartezeiten

Einzelne Termine im Laufe der nächsten 2 Wochen noch frei

Kontakt:

Telefon: +49 228 96 10 5005
Email: info@berndjung.com 

Wie Sie zu mir kommen ...