Drei Dinge, die Sie selbst tun können, um Ihre Kommunikation zu verbessern

Einladung zum Üben: Fast alle Paare, die eine Paarberatung aufsuchen, haben eine universelle Schwierigkeit: es fehlt Ihnen das Wissen und die Fähigkeit, das Ihnen wirklich Wichtige in einer guten Art und Weise zu kommunizieren. Viele haben auch einfach nur vergessen, wie das geht.

Drei Dinge, die Sie selbst tun können, um Ihre Kommunikation zu verbessern

Klappt die Kommunikation im Alltäglichen noch ganz gut, wird die Kommunikation in kritischen Bereichen schnell dysfunktional. Kritisch sind vor allem die Bereiche, die uns wirklich etwas angehen, die tiefe Gefühle und Bedürfnisse in uns berühren.

Es gibt wesentlich differenziertere und ausgearbeitete Modelle für eine gute Kommunikation. Mit vielen davon arbeite ich auch. Das Folgende stellt also eine Vereinfachung dar, welche aber gerade ihren Reiz in der Einfachheit und damit Anwendbarkeit hat. Es geht darum, Irgendwo anzufangen. Einen ersten Schritt, ein erstes Experiment zu wagen. Eingeübte Pfade zu verlassen und einen Unterschied zu machen. Einen Unterschied, den Sie selbst einführen können.

Die Folgen eines verlorenen Austauschs über zentrale Anliegen und Befindlichkeiten sind vielfältig. Freude, Liebe und Verbindung, Gefühle von Gesehen-Werden, Verstanden-Werden, Intimität, Verlagen, Sex, Optimismus für die Zukunft – aber auch die Fähigkeit, als Eltern für die Kinder gut da sein zu können - Alles wird weniger, zieht sich langsam zurück und verkümmert zunehmend.

Bei der Kommunikation sind immer mindestens zwei Menschen beteiligt sind – die hier beschriebene Übung können Sie selbst beginnen. Es ist zunächst nicht wichtig, ob ihr Partner „mitmacht“. Ich lade Sie ein, das Experiment zu wagen. Fangen Sie damit an und ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen: es wird einen Unterschied machen! Letztlich ändern können wir immer nur uns selbst. Doch jede Änderung des Einen trägt zur Veränderung im Anderen bei. Wir sind lebende Systeme, die sich gegenseitig beeinflussen. Wenn Sie etwas ändern, dann wird Ihr Partner darauf reagieren. Selbstverständlich funktioniert das Ganze noch besser, wenn auch Ihr Partner „mitmacht“.

Kommunikation ist nur ein Bestandteil einer guten, nachhaltigen Beziehung, in der sich beide Partner in Ko-Kreation entwickeln.

Nun aber zur Sache – was sind die drei Dinge, die Sie Selbst tun können? Wie können Sie diese anwenden?

Es ist eigentlich ganz einfach – schwieriger wird es, die dazu benötigte innere Haltung aufrecht zu halten. Sich auch unter Druck und im Konflikt daran zu erinnern und die nötigen psychischen und emotionalen Ressourcen aufzubauen, die Sie unter Umständen dazu benötigen.

Diese drei Aspekte können aber auch dazu genutzt werden, eine Kommunikationsepisode im Nachhinein zu reflektieren. Sie können auch nach einem Gespräch oder Streit selbst untersuchen, inwiefern diese Aspekte in Ihnen lebendig waren.

Erstens: Präsenz und Offenheit

Präsenz und Offenheit verstehe ich als "essentielle Qualitäten". Ich will ein wenig ausholen, um das näher zu klären, da ich Präsenz unter Umständen sehr viel anders definiere, als Sie das tun. Präsenz ist sowohl Qualität, als auch Fähigkeit. Die Fähigkeit, mit sich selbst und Ihrem Gegenüber in Kontakt zu bleiben, egal, was gerade passiert. Eine Qualität, die sie spüren können, wenn Sie präsent sind.

Eng verwandt dazu ist das Konzept der Differenzierung. (siehe "Aspekte der Balance")

Präsent bleiben zu können bedeutet: mit Ihrem Partner in den jeweiligen Moment eintauchen zu können, da bleiben zu können, auch wenn es schwierig ist. Nur in Präsenz, kann die Magie einer Beziehung entstehen: Liebe, Verbindung, Verlangen, Mitgefühl, Verstehen, Kreativität und Spielerisches brauchen Präsenz – So wie eine Rakete ohne Treibstoff nicht abheben kann, so verkümmert auch eine Beziehung, ohne den Treibstoff der Präsenz.

Die meisten von uns sind weitgehend präsent – bis etwas Negatives, Unangenehmes passiert. Auch allzu positive Momente können dazu führen, dass wir unsere Präsenz und Offenheit verlieren. Doch davon ein ander Mal mehr.

Ihr Partner könnte etwas sagen oder tun, was Ihnen einfach nur „gegen den Strich geht“, oder auch etwas, das Sie tief verletzt. Oder es könnte sein, dass Sie Ihrem Partner etwas Wichtiges mitteilen wollen, nur um herauszufinden, dass er Sie nicht richtig versteht oder verstanden hat und plötzlich befinden Sie Sich am empfangenden Ende des Ärgers oder der Frustration Ihres Partners.

Was passiert in solchen Momenten? - Wir werden getriggert.

Und dann schaltet die Kommunikations-Ampel auf Rot. Ich kann Ihnen fast garantieren, dass die Triggerpunkte, welche sie und ihren Partner beeinflussen / einen Einschlag haben – die Wurzel so Vieler, wenn nicht sogar aller Probleme in Ihrer Partnerschaft sind.

Wenn Sie getriggert sind, dann ist Ihr ganzes System entweder im Flucht, Kampf oder Einfrieren-Modus. Sie verlieren den Zugang zu all den guten, erwachsenen Fähigkeiten, die es Ihnen erlauben liebend, sozial, spielerisch, kreativ, neugierig und offen zu sein. All die Fähigkeiten, die sie benötigen um eine Lösung für ein Problem zu finden, sind plötzlich offline. Die neuronalen Verbindung regelrecht abgeschaltet.

Bildlich gesprochen: Ihr "Sonnenkind" verschwindet und wird ersetzt durch das "Schattenkind". In meinem Artikel über die Arbeit mit Inneren Anteilen können Sie mehr über das Triggern von verschiedenen Inneren Anteilen erfahren. Sollte Sie eher an der psychodynamischen Sichtweise interessiert sein, eher von der kognitiven Seite her verstehen wollen, dann empfehle ich meinen Artikel über die Schutzmechanismen des Ichs.

Präsenz ist auch die Fähigkeit erkennen zu können, spüren zu können, wann Sie getriggert sind. Erkennen zu können, wenn Sie nicht mehr in der Lage sind, zu einer guten Lösung beizutragen. Erst, wenn Sie wieder in einem Zustand der Balance ankommen, Sich Selbst reguliert haben, erst dann stehen Ihnen diese Fähigkeiten wieder zur Verfügung. Die Verantwortung für die dafür notwendige Bewusstheit und Regulation liegt letztlich ganz alleine bei Ihnen.

Ihr Partner kann Sie zwar darin unterstützen, aber es ist nicht seine originäre Aufgabe. Er oder Sie ist dafür zuständig, das Gleiche bei Sich zu tun. Sich darin zu üben präsent zu bleiben, auch dann, wenn es schwierig wird.

Viele meiner Klienten haben verlernt, darauf zu achten. Sie reden und streiten weiter, ohne zu bemerken, dass Ihnen schon längst die Fähigkeiten abhanden gekommen sind, die sie für eine gute Lösung benötigen. Je mehr Sie unterscheiden können, in in welchem Zustand Sie Sich befinden, desto mehr gewinnen Sie auch eine Wahl und sie werden die Art und Weise, wie Sie Beziehung leben, verändern können.

Ihre Aufmerksamkeit sollte also IMMER zu einem guten Teil bei Ihnen bleiben. Wenn Sie nicht gut auf sich selbst aufpassen können, dann können Sie auch nicht auf ihre Kommunikation aufpassen und nicht auf Ihren Partner. Gut Zuhören kann nur der, der sich gleichzeitig selbst gut zuhört.

Zweitens: Eine Frage, die sich selbst stellen können

Ich stelle die Behauptung auf, dass diese Frage die Qualität, dessen, was sie aussenden, deutlich verbessern wird.

„Wird das, was ich gleich sage, meinem Partner in Bezug auf unsere Beziehung mehr oder weniger Sicherheit geben?“

Eine Kernkomponente jeder erfolgreicher Beziehung: Das Maß an Sicherheit, dass Sie fühlen. Je sicherer Sie Sich in Ihrer Beziehung fühlen, desto mehr können sich die Früchte entwickeln. (Die Sicherheit, dass Ihr Partner dableibt, auch wenn Sie mal schwierig sind. Das er/sie Ihnen zuhören kann, auch wenn Sie mal Kritik äußern können. Die Sicherheit …)

Es geht dabei nicht um eine langweilige, stagnierende Sicherheit. Es geht um eine lebendige, dynamische Sicherheit. Eine Sicherheit, in der Veränderung Platz hat.

Der Moment, indem unser Gefühl von Sicherheit bedroht ist, ist der Moment, indem wir getriggert sind (zumindest solange uns die Fähigkeit fehlt, uns mit dem Gefühl der Bedrohung zu regulieren, es zulassen zu können, dass es da ist und wir damit präsent bleiben können – doch ein Schritt nach dem Anderen). Und wie eben schon aufgeführt – im getriggerten Zustand sind Sie nur noch ein Bruchteil Ihrer Möglichkeiten. Sie und ihr ganzes System sind dann damit beschäftigt sich gegen eine erfühlte, erdachte oder auch reale Bedrohung zu schützen, zu verteidigen, in Sicherheit zu bringen (wegzulaufen) und/oder den Angreifer zu bekämpfen.

Ich denke, es liegt auf der Hand, dass der getriggerte Zustand einer guten Kommunikation, die auf gegenseitige Entwicklung zielt, nicht zuträglich ist. Also zurück zu der Frage: „Wird das, was ich gleich sage, meinem Partner in Bezug auf unsere Beziehung mehr oder weniger Sicherheit geben?“

Es liegt ganz und gar in Ihrer Macht. Sie haben die Entscheidung darüber, was sie aussenden und damit haben Sie auch sehr viel Macht über das zu erwartende Ergebnis ihrer Kommunikationen.

Selbst wenn Sie etwas mitzuteilen haben, dass für Sie (und Ihren Partner) eine Herausforderung darstellt; können Sie es in einen Container der Sicherheit verpacken? Können Sie auf eine solche Art und Weise darüber sprechen, dass Sie gleichzeitig Ihren Partner wissen lassen, dass er bei Ihnen und mit Ihnen sicher ist? Gelingt es Ihnen, Ihren Partner gleichzeitig wissen zu lassen, dass Sie Sich immer noch im gleichen Team befinden?

Natürlich ist auch Ihr Partner hier mit verantwortlich. Den Teamgedanken aufrecht zu halten, auch wenn er Gefahr läuft, getriggert zu werden. Darauf zu achten, dass auch er präsent bleibt.

Drittens: Zwei Fragen, die Sie Ihrem Partner stellen können

Dieser dritte Tip kommt in Form von zwei unbezahlbaren Fragen, die Sie Ihrem Partner stellen können.

"Habe ICH DICH Verstanden?" und "Gibt es da noch mehr?"

Kommunikation in Beziehung geht meist viel zu schnell. Da, wo es am Wichtigsten wäre, nehmen wir uns zu wenig Zeit. Hin und Her fliegen die Argumente, Vorwürfe und Erwartungen. Allzuschnell spricht nur noch einer und der andere hört gar nicht mehr richtig zu oder geht vielleicht sogar weg.

Lassen Sie mich kurz ausführen, warum diese beiden Fragen so wichtig sind.

"Hab ICH DICH verstanden?"

Anstatt sich darauf zu fokussieren, wie und was sie gleich antworten werden, sollten Sie zuerst mal darauf fokussieren, richtig zuzuhören. Wer schon beim Zuhören überlegt, wie er antworten will, ist nicht wirklich da (präsent), bzw. mit einem Teil seiner Ressourcen schon mit der Zukunft beschäftigt. Im zweiten Schritt geht es darum zu überprüfen, ob Sie Ihn oder Sie richtig und korrekt gehört haben!

Wie funktioniert das? Spiegeln Sie zurück, was Sie gehört haben. Dieses Spiegeln könnten Sie z.B. mit den Worten: „Lass mich schauen, ob ich Dich richtig verstanden habe …“ einleiten. (um zu verhindern, dass Ihr Partner das Gefühl entwickelt, dass Sie Sich über Ihn lustig machen wollen). Dann erzählen Sie einfach, was Sie gehört haben. Manche Partner wollen exakt die richtigen Worte hören, andere nur eine Zusammenfassung. Hier gilt es zu experimentieren, welche Art von Spiegelung Ihr Partner benötigt, um sich verstanden zu fühlen.

Weiterführend: Dies ist ein Teil der Methode des „Aktiven Zuhörens“. Bis ich dazu etwas Geschrieben habe, empfehle ich Ihnen eine Web-Suche zu diesem Thema. Viele meiner Kollegen haben hier schon gute Arbeit geleistet und entsprechende Artikel veröffentlicht. 

Nachdem Sie Ihrem Partner erzählt haben, was sie gehört haben, was bei Ihnen angekommen ist, können Sie die Frage stellen: „Hab ich Dich richtig verstanden?“ Und beobachten Sie, was passiert. Zu Beginn könnte es sein, dass Sie oft überrascht werden, dass Sie nicht gehört haben, was ihr Partner gesagt hat. Oder ihr Partner könnte sehr überrascht sein, weil er dachte, etwas ganz Anderes erzählt zu haben.

Das kann mühsam und auch zeitaufwendig sein. Manchmal braucht es zu einem Thema mehrere Schleifen - bis sich ein Gespür des Verstehens und Verstanden-Worden-Sein einstellt.

Der wichtigste Faktor, den Sie kontrollieren können, der dazu beiträgt, wie gut Ihr Partner Ihnen zuhören kann und wie gut er Sie verstehen kann ist das Maß, mit dem Sie den Wunsch haben und aufrecht halten können, ihn/sie zu verstehen und zu erfassen. Es ist nicht der einzige Faktor, aber der Wichtigste.

Nun zur zweiten wichtigen Frage:

"Gibt es da noch mehr?"

Nachdem Sie also sichergestellt haben, dass Sie Ihren Partner richtig gehört haben, können Sie mit dieser Frage „zeigen“, dass Sie ihn oder sie „ganz“ hören wollen. Indem Sie Ihrem Partner die Möglichkeit geben, wirklich alles zu sagen, auch jetzt noch etwas ergänzen zu können, bevor Sie überhaupt mit ihren eigenen Antworten beginnen, stellen Sie nicht nur sicher, dass sie alles Wichtige erfasst haben, was ihr Partner mitteilen möchte – vielmehr und darüber hinaus setzen Sie damit auch einen Standard, ein Beispiel, dafür, wie Sie möchten, dass auch Ihnen zugehört wird.

Sie führen über gutes Beispiel. Sie beginnen vorzuleben, was Sie in Ihrem Leben leben und erfahren möchten.

Das war es schon - ich wünsche Ihnen Neugier und Experimentierfreude

Wenn Sie diese drei Dinge implementieren können und im ersten Schritt zumindest zeitweise aufrecht halten können, dann würde es mich schon sehr wundern, wenn Sie damit nicht auch eine Veränderung einleiten könnten.

Aber es bleibt eine wichtige Frage: ist das zentrale Thema Kommunikation? Oder sind auch noch andere, wichtige Säulen einer guten Partnerschaft in Mitleidenschaft oder ursächlich beteiligt? Verweis Artikel funktionierender Beziehung. (Folgt in Bälde). Kommunikation ist nur eine Säule von guten, nachhaltigen Beziehungen.

Zum Schluss möchte ich Ihnen gratulieren, dass Sie in Aktion treten möchten und Wege aufsuchen, die Sie Selbst antreten können, um Ihr Leben und Ihre Beziehungen zu verbessern. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.