Depressionen

Depressive Episoden, Zeiten, in denen wir unsere Lebendigkeit unterdrücken treffen uns im Durchschnitt 2-mal im Leben. Lesen Sie hier u.a., wozu eine Depression auch nützlich sein kann.

Psychotherapie von Depression, depressiven Episoden

Depressive Störungen gehören zur Gruppe der Affektiven Störungen

Der Mensch in der Depression fühlt sich oftmals niedergeschlagen, hat das Interesse "an der Welt" verloren, ist freudlos, ohne Antrieb, müde, ausgelaugt - das Essen schmeckt nicht mehr, konzentrieren fällt schwer, man ist "nichts mehr wert". Die Welt wird aus weiter Distanz erlebt, der Kontakt ist verloren gegangen. Auch Beziehungen können sich wertlos und nichtssagend anfühlen. Sozialer Rückzug, Schuldgefühle, Reizbarkeit können hinzukommen.

Schon das Wort Depression erzählt uns sehr viel über diesen (festgefahrenen) Zustand. Aus dem Lateinischen kommend, bedeutet deprimere: "unterdrücken", "niederhalten". Was dabei unterdrückt wird, ist recht einfach zu erkennen, weil es nicht mehr da ist: Gefühle.

Dabei handelt es sich ursprünglich um eine adaptive Fähigkeit, die wir entwickelt haben, um in bestimmten Situationen unliebsame oder überwältigende Gefühle unterdrücken zu können. Die wir zum Überleben benötigten, da eine Konfrontation mit den Gefühlen schlimmer war, als den Kontakt zu Ihnen zu unterbinden. Eine Funktion, die wir auch benötigen, wenn wir uns von Gefühlen distanzieren wollen, um etwas mit Abstand zu betrachten und kritisch in Frage zu stellen. 

Depression kann als Adaption entstanden sein - als Antwort auf nicht erfüllte Entwicklungsbedürfnisse des Kindes. Z.B. um den erlebten Stress zu beenden, der im Kind entsteht, wenn es den Kontakt und die Verbindung zu seinen Eltern oder Bezugspersonen verliert. Es kann schlimmer sein, diesen Verlust zu spüren, als ihn zu verdrängen

Dabei gibt es zwei schwerwiegende Probleme:

1. Wir können nicht selektiv unterdrücken. Wenn wir eines unserer Gefühle unterdrücken, so unterdrücken wir gleichzeitig auch andere. Dies führt vereinfacht gesagt, dazu dass neben den ungeliebten Gefühlen auch die geliebten Gefühle aus dem Bewusstsein verdrängt werden. Die Unterdrückung von Trauer führt früher oder später auch zum Verlust von Freude. Der (manchmal notwendende, manchmal bewusst gewollte) Verlust der eigenen Verletzlichkeit führt zum Verlust von Resilienz, Standhaftigkeit, Streitbarkeit und Mut zum Leben.

2. Es ist wie wenn man versucht einen Schwimmball unter Wasser zu halten. Die Kraft, die ich benötige, um ihn unter Wasser zu halten muss ständig aufgewandt werden. Und der Schwimmball will auch unbedingt wieder nach oben. Viel Lebensenergie muss dafür aufgewandt werden, die nicht mehr fürs Leben zur Verfügung steht. Die Kosten sind sehr hoch - auch wenn uns das zunächst nicht bewusst ist.

Gesundes Leben bewegt sich fließend zwischen den Polen Aggression und Depression hin und her. Die Aggression führt uns nach draussen, in und zur Welt und anderen Menschen hin. Sie lässt uns Einfluss nehmen auf unser Leben und Kontakt aufnehmen. Die Depression führt uns in den Rückzug von der Welt, in die Pause, in die Reflektion und schützt uns adaptiv und situativ. Wenn wir von einer Depression im Sinne eines leidvollen Zustandes sprechen (einer depressiven Episode), dann ist dieses natürliche Wechselspiel unterbrochen und wir bleiben "auf einem Ast hängen". Die Bewegung hin zur Welt ist "dauerhaft" unterdrückt. Die freie Wahl ist verloren gegangen.

Eine depressive Episode ist ein chronisch gewordener Bewusstseins- und Körperzustand - in der vor allem der Kontakt zu den eigenen Gefühlen unterdrückt ist. Vor allem der Kontakt zu sich selbst und damit zur eigenen Lebendigkeit - aber auch der Kontakt zu anderen Menschen.

Die Psychotherapie von Depressionen hat daher meiner Meinung nach viel mit der Wiederherstellung der Kontaktfunktionen zu tun. Es geht darum Menschen wieder in Kontakt zu führen. In Kontakt zu sich selbst und der Mitwelt.

Die Lebendigkeit ist nicht verschwunden, sie wird unterdrückt.

Ein Mensch in der Depression möchte erreicht werden, verstanden werden, die Möglichkeit haben, über seine Innenwelt reden zu können.

Ist eine Depression stark ausgeprägt, also schwer, dann kann der betroffene Mensch nicht mehr ambulant behandelt werden. Eine stationäre oder teilstationäre Behandlung ist dann notwendig. Gerne unterstütze ich Sie in der Wahl der richtigen Klinik und in der Zeit bis zur Aufnahme.